Am 12. September 2022 war es so weit: 10 Schüler*innen der ILSE aus den Klassenstufen 5-7 durchqueren den Stadtteil mit der neuen Theaterlehrerin Frau Kaiser Richtung Goldbekhaus. Zwei Tage später übernimmt Theaterlehrer Herr Bohn mit insgesamt 12 Schüler*innen die Wanderung der Gruppe zum Theaterraum des Goldbekhauses. Wir alle wussten: Die 6 Mitglieder der Tanz- und Theatergruppe M.U.K.A. aus Südafrika, eingeladen von der KinderKulturKarawane in Zusammenarbeit mit dem Goldbekhaus, sollte mit uns zusammen zwei Workshops zu Tanz und Theater an zwei Tagen nach der Schule durchführen. Mehr wussten wir nicht.
Und dann waren wir alle ganz schnell mittendrin im Warm-up-Training.
„Fix and name“: In der Mitte des Kreises steht eine Person und deutet auf eine im Kreis, die laut ihren Namen sagt. Es geht immer schneller, bis „Spider“, der Leiter der Theatergruppe der südafrikanischen Jugendlichen fragt, wer in den Kreis und übernehmen möchte. Ensar aus der 7t ist mutig und schnell, Zak-Zak geht es zwischen den Personen im Kreis hin und her – bald haben wir unter Gelächter die Namen aller gelernt.
„Moskito-Moskito“, ein anderes Impulsspiel, bei dem wir uns auf die Beine klatschen und schnell reagieren müssen, wenn es heißt: „catch it“, fang die Fliege.
Wir sind gut aufgewärmt und vorbereitet, um in die Gruppenarbeit zu gehen, als Behnaz Vassighi von der KinderKulturKarawane ruft: Pizza! Und wir uns alle draußen im spätsommerlichen Hof um den langen roten Tisch setzen und essen. Das tut gut, einige hatten doch keine Zeit gehabt, in der Schule noch etwas zu essen. Und da erfahren wir im persönlichen Gespräch ein wenig mehr voneinander: dass die Gruppenmitglieder noch zur Schule gehen in Johannesburg, ein Theaterstück erarbeitet haben, das sie nun, in Verbindung mit den Workshops, drei Monate lang an verschiedenen Orten in Deutschland zeigen werden, bevor sie wieder zurückfliegen. Und sie fragen uns, seit wann wir Theaterunterricht haben und was wir im Unterricht machen.
Übrigens ist die Arbeitssprache Englisch, und unsere Schüler*innen schlagen sich wacker!
Nach der Pause geht es in zwei Gruppen weiter: die einen zum Tanztraining, die anderen zur Theaterprobe. Da erklärt Spider seine Methode: Zu bestimmten Themen, die man gemeinsam sucht, wird improvisiert. Man kann in die „Figur springen“, das heißt, eine*n Schauspieler*in ersetzen, wenn man den Eindruck hat, man kann die Szene von ihm / ihr aus weiterspielen. Der / die „ersetzte“ Schauspieler*in geht dann an den Rand, steigt später vielleicht in eine andere „Figur“ wieder ein. „Kommt mir bekannt vor“, denkt sich Frau Kaiser schmunzelnd. Noch am selben Tag werden sich gegenseitig die Arbeitsergebnisse vorgestellt: Wir sind begeistert, wie viel und was man in dieser Zeit erarbeitet hat!
Am zweiten Tag arbeiten wir in den Gruppen weiter, dieses Mal wollen alle am Theaterkurs teilnehmen. Sogar Frau Kaiser und Herr Bohn übernehmen Rollen, als am Mittwoch abschließend präsentiert wird.
„Ich habe selten mit einer Gruppe so schnell so ein gutes Ergebnis bei einem Workshop erzielt“, sagt Spider beim Abschlussgespräch am roten Tisch. Vielleicht bringen die Schüler*innen von der ILSE einfach eine gute Basis aus dem Theaterunterricht mit, denkt die Theaterlehrerin für sich. Für alle Teilnehmer*innen beider Seiten war es eine bereichernde Erfahrung, zusammen Theater und Tanz zu erproben und dabei einen anderen Kulturkreis und seine Arbeits- und Lebensweise kennenzulernen.
Die Karawane zieht weiter, aber ein großes Stück gemeinsam Erlebtes bleibt bei uns.
Annette Kaiser