Theaterstück der 12g regt zum Nachdenken an
Am Donnerstag, den 5. Juni, präsentierten die Schüler*innen der 12g – vom Oberstufenprofil „Inszeniere deine Geschichte“ – in der Aula ein dokumentarisches Theaterprojekt „Wenn Erinnerung an Grenzen stößt“ und sorgten für Gänsehaut, Betroffenheit und vor allem: viel Gesprächsstoff.






Was auf den ersten Blick „nur“ ein Theaterabend war, entpuppte sich als tiefgründige Auseinandersetzung mit einem dunklen Kapitel Hamburger Geschichte: den sogenannten Völkerschauen im Tierpark Hagenbeck. Zwischen den 1880er- und 1930er-Jahren wurden dort Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt – vor allem aus Afrika, Asien und Ozeanien – wie Tiere zur Schau gestellt. Eine Praxis, die heute schockiert, aber lange Zeit als „normal“ galt.
Die Schüler*innen des Theater- und Geschichtsprofils haben sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Sie sichteten alte Briefe, historische Zeitungsartikel, Fotos, Videos, TV Reportagen und führten sogar Interviews mit Passanten auf Hamburgs Straßen durch. Diese Materialien flossen alle in ein besonderes Theaterstück ein, das unter die Haut ging.
Auf der Bühne wurde nichts beschönigt: Die Klasse stellte eine Völkerschau nach, ließ fiktive Besucher*innen des Zoos aus damaliger Zeit zu Wort kommen, die das Geschehen auf irritierende Weise kommentierten. Sogar ein Streitgespräch mit zwei fiktiven Nachfahrinnen der Familie Hagenbeck wurde inszeniert. Das Theaterstück gipfelte schließlich in einer eskalierenden TV-Talkshow, in der fiktive Figuren unserer Gesellschaft mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf Schuld, Verantwortung und Erinnerungskultur aufeinandertrafen und heftig stritten.
Ein besonders bedrückender Aspekt, der im Stück thematisiert wurde: Bis heute weigert sich der aktuelle Direktor des Tierparks Hagenbeck, die Geschichte der Völkerschauen aufzuarbeiten oder in Form eines Denkmals an die Opfer im Zoo zu erinnern. Ein Fakt, der das Publikum sichtlich nachdenklich stimmte – und die Frage aufwarf, wie viel Verantwortung heutige Institutionen eigentlich übernehmen sollten.
Fazit: Ein mutiges, eindrucksvolles und wichtiges Projekt, das zeigt, was Schule leisten kann – wenn Schüler*innen sich trauen, hinzusehen, Fragen zu stellen und kritisch zu hinterfragen. Denn eines wurde an diesem Abend klar: So etwas darf sich niemals wiederholen.
Profilklasse 12g